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Ich war lange Zeit nicht sicher, ob ich an dieser Berlinale überhaupt teilnehmen will. Das hat viele Gründe, nicht nur, dass ich im Grossen und Ganzen der immer lauter werdenden Kritik an der Festivalleitung zustimme. Den Potsdamer Platz habe ich von Anfang an gehasst. Seit Jahren aber konzentriere ich mich nur noch auf die Filme.

Dass ich mich dann doch noch (für meine Begriffe sehr spät) für die Berlinale entschieden habe, verdanke ich den ersten Pressemeldungen der Berlinale-Generation, als ein indischer Film, Bulbul can sing von Rima Das angekündigt wurde. In den Titel hatte ich mich schon verliebt bevor ich ein wenig recherchiert habe, wer denn Rima Das sei und worum es in diesem Film überhaupt geht.

Dann habe ich mich daran erinnert, dass mich gerade in den letzten 3 Jahren doch vor allem einige sogenannte Kinder,-und Jugendfilme am meisten begeistert haben und ich schon immer mehr von dieser Festivalsparte sehen wollte. Dank Rima Das, habe ich mich fast ganz auf diese Sparte konzentriert.

Das Schöne an diesem Teil des Festivals ist, sie erinnert mich ein wenig an die unverstellte Begeisterung für Filme, bevor sie oft in Posen und gelegentlich Voreingenommenheit erstarrt. Dass diese Sektion immer noch nicht genug beachtet wird, ist nicht allein der Unübersichtlichkeit des Festivals zuzuschreiben.

Cinephilie hat natürlich etwas mit Kindheit und Jugend zu tun.

Meine Entscheidung mich auf die Kinder,-und Jugendfilme zu konzentrieren, hat sich schnell ausgezahlt. Es mag ja sein, dass eine Rima Das, eine Kim Bo-ra oder ein Andrew Ahn von der Presse als weniger wichtig betrachtet werden als Angela Schanelec, Fatih Akin etc. Der Mainstream in der Filmpresse ist nicht weniger verwerflich als das, was Festivalleitung und auch die Stadt Berlin aus der Berlinale in den letzten 15 Jahren gemacht haben.

Im letzten Jahr und zwar in der Generation14plus hatte ein deutscher Film seine Welturaufführung, 303, von Hans Weingartner. Auf dem Festival hatte ich den Film verpasst, aber bei seinem Kinostart im Juli hat mich der Film völlig verzaubert. Da ich im letzten Jahr ein paar mehr deutsche Filme gesehen habe als für mich üblich, kann ich es ja sagen: 303 war das Beste was ich aus Deutschland gesehen habe. Allenfalls Andreas Dresen´s schöner und kluger Film Gundermann kann da noch mithalten.

II.

In diesem Jahr wo ich mich ganz auf die Kinder, und Jugendfilme konzentriert habe (und trotzdem noch eine Handvoll Filme verpasst habe, die ich gerne gesehen hätte), ist meine Berlinale-Teilnahme zu einer richtigen Reise geworden. Das war ein bisschen wie meine Indien-Reise im letzten Jahr. Das war das Jahr, in dem mein Vater starb und der unheimliche Gedanke, dass der Tod mit zunehmendem Alter auch für mich ein wenig näher gerückt ist wurde ein wenig gemildert, indem ich mich mehrmals mit Weingartners wunderbarem 303 getröstet habe.

In Bombay spät in der Nacht hatte ich einige traurige Anrufe. Meine Schwester teilte mir mir, dass es meinem jüngsten Bruder wieder sehr schlecht gehe und er wieder im Krankenhaus sei. Am gleichen Abend hatte ich erfahren, dass eine sehr liebe Freundin sehr krank ist. Normalerweise wären das sehr gute Gründe eine Reise abzubrechen. Aber ich hatte das seltsame Gefühl, dass ich gerade in Indien und ganz besonders zu dieser Zeit sehr gut aufgehoben war, eine Kultur, die bei allen Problemen die sie hat in diesem Moment der richtige Ort war, um mit Trauer oder der Angst um die Menschen, die man liebt, umzugehen.

III.

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Auf dem ersten Blick ist Bulbul can sing ein Independent-Film mit einem geringen Budget und sonstigen Problemen, mit denen sich Filmemacher ausserhalb der Filmindustrie herumschlagen müssen. Auf den zweiten Blick ist der Film ein Wunder, das über all diese Hindernisse und Probleme triumphiert.

Aber je mehr ich versuche all das zu benennen, was dieser Film ist, je mehr fällt mir ein. Bulbul can sing ist so vieles auf einmal. Der Film atmet den Geist der frühen Filmpioniere, ist aber gleichzeitig ein Wegweiser für Möglichkeiten eines Kinos, das ausserhalb der kommerziellen Filmindustrie überleben, existieren will. Rima Das ist auch ein wenig wie die in Japan geborene Koreanerin Yang Yonghi, die vor allem erst einmal Geschichten erzählen will, die ganz eng mit dem Teil der Welt und Geschichte verbunden sind, in dem sie selbst verwurzelt ist. Beide Frauen sind Autodidakten und arbeiten zunächst mit geringen Mitteln, bei denen so manch ein Filmstudent streiken würde. Aber das, was sie fast allein durch ihre Leidenschaft hervorbringen, ist schon auf fast unheimliche Art grosses Kino. Diese Filme verweisen gleichzeitig auf die lange und reiche Geschichte des Films und auf Möglichkeiten der Zukunft. In meiner Besprechung von Bulbul can sing, habe ich den Film, gerade in seiner unendlichen Liebe für alles, was lebt, mit Jean Renoir und Terrence Malick verglichen. Ein weiterer Name fällt mir ein, ein weniger bekannter Meister des Japanischen Kinos, Hiroshi Shimizu, mit dem sie ganz sicher die Vorliebe für Aufnahmen unter freiem Himmel und die Arbeit mit vorwiegend jungen Laiendarstellern teilt. Wie Shimzu arbeitet Das nicht einfach nur mit jungen Darstellern, ihr filmischer Blick nimmt deren Frische und Spontaneität auf.

Vielleicht ist Bulbul can sing nicht einfach ein „Coming of Age“-Drama, das in einem Dorf in Assam spielt. Die ganze Filmerfahrung wird zur Coming of Age-Erfahrung. Man wird entweder (wie Rima Das) selbst ein wenig zu Bulbul, Bonnie oder Suman, oder man empfindet überhaupt nichts. Der Fluss, in dem die drei Jugendlichen baden ist vielleicht ein schönes Bild für meine Filmerfahrung: man taucht in den Film ein, gibt sich seinen Elementen hin oder „der Fluss geht über einen hinweg ohne einen nass zu machen“ (André Bazin ein seiner leidenschaftlichen Verteidigung von Renoir´s The River)

Bulbul can sing ist ein Film, der eine ganz konkrete kulturell und geographisch verortete Landschaft mit dem Universum des Kinos verbindet, so wie das spezifisch Amerikanische von John Ford oder Terrence Malick, das spezifisch Japanische von Ozu oder Shimizu oder ein spezifisches Kapitel in der Geschichte Indiens in den Filmen von Ritwik Ghatak universell erfahrbar wird. Die Zartheit mit der der Film von Rima Das von Menschen, Lebewesen und Landschaften erzählt ist die Zartheit und Verletzlichkeit des Films selbst. Und dabei glaube ich noch so ziemlich am Anfang zu sein in meiner Entdeckung dieses Wunders von Rima Das. Das ist schon fast eine Tour de force zwischen dem, wovon der Film ganz konkret handelt, den Gefühlen und Erinnerungen, die er in mir hervorruft und die Momente, wie der Film zu wunderbarem Kino wird.

Am Ende sitzen Bulbul und die Mutter der verstorbenen Freundin am Fluss und erinnern sich an die Tote. Der Verlust einer geliebten Person ist etwas, was man ganz einfach persönlich nachvollziehen kann. Dieser Moment ist eingerahmt in einer der imposantesten Landschaftsaufnahmen des Films, der mir sehr lange in Erinnerung bleiben wird.

IV.

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Ein anderer Film, der mir im Nachhinein ganz ähnlich unter die Haut gegangen ist war Beol-Sae (House of Hummingbird/ Haus des Kolibris). In meiner englischen Kritik habe ich den Film als feministisches Pendant zu Hou hsiao Hsien´s autobiografischem Tong Nien Wang shi (Eine Zeit zu leben, Eine Zeit zu sterben) bezeichnet. Auch hier geht es mir wie bei dem Film von Rima Das: die Worte, die einem auf die Schnelle einfallen, hinken oft dem gewaltigen Eindruck hinterher, den der Film hinterlassen hat. Doch die Spur, die ich in der Besprechung aufgegriffen habe, Hou Hsiao Hsien, Ozu und Naruse erscheint mir immer noch als eine, die mir weiterhilft. Ich habe es zwar geahnt, aber erst später erfahren, Kim Bo-ra´s Film ist tatsächlich autobiografisch inspiriert.

Die Intensität, mit dem ich diesen Film gesehen habe, war anders als bei Bulbul can sing. Zuerst war eine etwas gedämpfte Bewunderung für Bo-ra´s unglaublich reifem Umgang mit langen Einstellungen oder diese seltsame episodische Struktur, die auf den ersten Blick nur aus Alltagsmomenten gebaut zu sein scheint. Auch der Vergleich in meinem Text mit „einem grossen Strom, der träge dahinfliesst aber voller Untiefen ist, erscheint mir als ein guter Zugang zu dem Film. Denn während der Film so in aller Ruhe dahinplätschert, merkt man kaum, dass die Intensität langsam aber stetig zunimmt. Vieles, was einem als beiläufig erscheint, verdichtet sich gegen Ende immer mehr. Das, was einem der Film nicht aufdrängt aber dezent andeutet, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wenn Rima Das mich vor allem an Renoir, Malick und Ghatak erinnert hat, und zwar in diesem ständigen Wechsel zwischen dem, was mich an ihrem Film als Film beeindruckt und dem, was mich unmittelbar und auch ziemlich direkt berührt, erinnert mich Kim Bo-ra eher an die zum Minimalismus tendierenden formalistischen Meister Ozu, Dreyer, Hou Hsiao Hsien und gelegentlich auch Straub und Huillet. Es gibt hier oft Einstellungen, die nicht nur lang und statisch sind, sondern wo die Protagonisten für einen Moment fast unbeweglich wie zu einem Foto erstarren. Auch das habe ich in meinem englischen Text so beschrieben, wie ich es gesehen habe, aber was das manchmal bei mir ausgelöst hat, davon habe ich nicht geschrieben. Es gibt da einen Moment, wo die 14-jährige Eunhee im Krankenhaus liegt. Hinter ihrem Ohr hat man einen Knoten gefunden, ob eine Zyste oder ein Tumor, das erfährt man nicht. In diesem Augenblick sieht man sie ruhig nahezu unbeweglich in ihrem Bett liegen. Anstelle die Szene zu schneiden wird dieser Moment seltsam gedehnt. Eunhee wird diese Krankheit überleben und wie ich ja später herausgefunden habe ist diese Figur ja wohl als Alter Ego von Kim Bo-ra gedacht. Ich habe eine ganz unerklärliche Angst gehabt, dass Eunhee sterben wird. Auch ist dieser Moment eine seltsame Betonung, dass es hier auch um Geschichte geht, die 1990er Jahre in Seoul und diese hochkomplexe Wechselwirkung zwischen Geschichte und menschlichen Individuen. Die Katastrophe am Ende des Films, hat dann auch zwei Effekte, zuerst ein tragisches Ereignis, was sich in die Geschichte des Landes eingeprägt hat, dann aber auch ein Ereignis was weit bis in die Privatsphäre der Protagonistin drastische Auswirkungen hat. Ein seltsames Gefühl bleibt zurück, das Bewusstsein, dass der Film von der Vergangenheit erzählt und einige der Personen wenn nicht gestorben so doch wenigstens gestorben sein könnten. Das Erstarren der Personen manchmal zu einem reinen Bild hat auch einen ähnlichen Effekt wie die umgekehrten Zooms in Stanley Kubrick´s Barry Lyndon.

Durch die erste Hälfte habe ich mich ein wenig mit dem sogenannten Kennerblick ( der leider nie ganz frei von Eitelkeit ist) bewegt, dann zunehmend nahm mich das durch die Schicht der schon fast monströsen formalen Virtuosität hindurchscheinende empathische Element des Films gefangen und ich hatte – verdammt noch mal – einfach nur noch Tränen in den Augen.

V.

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Eine Filmerfahrung, die irgendwo, zwischen der mit Kim Bo-ra´s und Rima Das´Filmen liegt war Driveways von Andrew Ahn, der dritte von meinen drei Lieblingsfilmen dieses Kinder,- und Jungendfilmfestivals.

Hier hatte ich allerdings einige Mühe meine englische Besprechung zu schreiben. Das lag nicht daran, dass ich in dem Film nicht genug gesehen habe, sonder gerade weil ich ein paar Sachen gesehen habe, die nicht nur sehr stark auf mich gewirkt haben, sondern denen ich manchmal etwas hilflos gegenüberstand. Es war natürlich Zufall, wenn mich die Körperhaltung von Brian Dennehy´s wunderbarem Del an meinen Vater erinnerte. Es wird nie direkt angesprochen aber es ist klar, Del ist so ziemlich am Ende seines Lebens angelangt. Die asiatisch-amerikanische Frau Kathy und ihr Sohn Cody unternehmen eine Reise zum Haus der kürzlich verstorbenen Schwester/Tante. Das Haus muss entrümpelt werden und dann zum Verkauf angeboten werden. Gleich die erste Einstellung von den unendlich vollgestellten Wohnräumen hat mir dann auch fast die Beine weggezogen. Der zurückbleibende Besitz der Toten hat etwas unglaublich trauriges. Aus dem Kontext gelöst, wirkt es wie Abfall, sobald die Besitzerin nicht mehr ist. Das andere, was mich eher indirekt und auf abstrakte Weise berührt hat ist dass Kathy, Cody, Del, dessen alternde Tochter oder einige Nachbarn samt ihrer Kinder ein wenig die verschiedenen Altersstufen eine Menschenlebens repräsentieren. Hier begegnet das „Coming of Age“ -Drama den untrüglichen Zeichen von Vergänglichkeit, Abschied und Sterblichkeit. Der Film erzählt von Orten und Räumen in denen man sich entweder zu Hause fühlt oder die einem fremd, fast unheimlich sind. Ich liebe die Veranden auf denen Kathy, Cody und Del sich oft zusammensetzen, dieser Zwischenort zwischen öffentlicher und privater Sphäre. Sie sind ein wenig wie die Eisenbahn oder das Auto in den Road Movies vor allem dem Kino verwandte Orte. Die Welt, wie sie von den Protagonisten wahrgenommen wird kann variieren zwischen der Sicht auf die Welt von Del, Kathy oder Cody, alle drei Perspektiven haben hier ihren Raum. Das liegt vielleicht daran, dass der Filme auch von Räumen erzählt, Räume die bewohnt, verlassen oder vorübergehend nicht bewohnbar sind. Die verschiedenen Lebensstufen repräsentiert von Cathy, Cody und Dell (und noch von ein paar weiteren Charakteren) sind auch wie Räume. Von jedem Raum aus hat man eine andere Perspektive auf die Welt und das trifft auch sehr auf die drei Hauptprotagonisten des Films zu. Man kann auch in diesen „Räumen“ von einem zum anderen gelangen. Schon allein deshalb, weil die Poesie des Films, wenn ich denn Namen nennen will, für mich irgendwo zwischen dem Amerikaner John Ford und dem Japaner Yasujiro Ozu anzusiedeln ist.

Selbstverständlich hat es noch andere Filme gegeben, die mir gefallen haben. Ich habe mich lediglich auf die drei Filme konzentriert, die mich am meisten beschäftigt haben. Am Ende habe ich mir zum Beispiel den wunderschönen Mijn Bijzonder Rare Week met Tess (Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess) von Steven Wouterlood gegönnt. Holland ist wie die skandinavischen Länder ein Land, das so etwas wie eine Tradition der Kinder,- und Jugendfilme pflegt, die bis weit in meine eigene Kindheit zurückreicht. Seit Jahren zeigt die Generation-Sektion auch immer mal wieder einen Film aus Quebec, diesmal den ebenfalls sehr schönen Une Colonie von Geneviève Dulude De Celles. Zwei Filme aus dem eher experimentellen Flügel dieser Sektion waren Kinder von Nina Wesemann und By the Name of Tania von Bénédicte Liénard und Mary Jimenez. Ich erwähne diese Filme vor allem deshalb weil sie (Gut nehmen wir dann auch noch Cleo von Eric Schmitt dazu), weil doch schon eine Handvoll dieser Filme ein recht grosses Spektrum des Kinos präsentieren. Die klassischen Gesichtspunkte wonach mit welchen Film für welche Festivalsparte auswählt erscheint mir hier weit weniger gekünstelt, die Vielfalt organischer. Bulbul can sing zum Beispiel ist meines Erachtens das beste was die Berlinale aus Indien seit Pushpendra Singh´s Lajwanti (Forum 2014) gezeigt hat.

Mein „Umzug“ in die Kinder,- und Jugendsparte des Festivals hat vielleicht auch noch ganz andere Gründe. Ist es der enge Kontakt zu den Wurzeln der eigenen Liebe zum Kino? Ich kenne kaum einen Cinephilen, der die Ursprünge seine Liebe zum Kino nicht in seiner Kindheit bzw. frühen Jugend hat. Das klingt natürlich nach einem Gemeinplatz, erscheint mir aber trotzdem immer noch als richtig. Diese Rückbesinnung geht bei mir schon seit einiger Zeit. Es begann damit, dass ich mir viele Filme wieder angeschaut habe, die ich als sehr junger Mensch geliebt habe. Bei einigen Filmen klappt das nicht mehr, einige aber sehe ich heute in einem neuen Licht. Es ist die Erinnerung, dass Kino einmal ein wichtiges soziales Erlebnis war. In gewisser Weise begibt man sich doch an einen Ort, wo viele Menschen ihre ganz unterschiedlichen Ängste, Träume und Hoffnungen erleben. Ein ganz besonderes Erlebnis hatte ich 2017 mit dem Film Loving Lorna von Annika und Jessica Karlsson. Der war in der Sektion Generation 14plus zu sehen. Und ich hatte das Glück ihn im Zoo-Palast zu sehen, einem der letzten echten Kinotempel in Berlin. Da kam viel zusammen. Natürlich hat mich dieser Dokumentarfilm ( wo es um eine Arbeiterfamilie in einem Vorort von Dublin geht)vor allem berührt weil er mich an meine Herkunft erinnerte. Mir passierte mit dem Film etwas ähnliches wie mit den Filmen von Ozu: Obwohl es um eine ganz alltägliche Familie geht, verband sich vieles zu diesem sehr speziellen Erlebnis. Die Haltung der beiden Filmemacherinnen, die den sehr engen Grat zwischen Zuneigung und Diskretion meistert, das, was der Film in mir hervorruft – und dann fand auch noch alles in diesem Meisterwerk an Kinoarchitektur, dem Zoo-Palast statt!

An diesen Eindruck musste ich auch in diesem Jahr wieder denken, weil er doch so nah an meinen diesjährigen Filmerlebnissen ist. In der Generation werden ausschliesslich neue Filme gezeigt, Rückblicke wie in fast allen anderen Sektionen gibt es nicht.  Doch habe ich gerade hier bei vielen Filmen den Eindruck noch mal einen Geschmack von dem zu bekommen, was Kino mal war und eigentlich immer noch sein könnte, was ja eigentlich eine der wichtigsten Aufgaben eines Filmfestivals sein soll.

Rüdiger Tomczak

Meine englischen Einzelkritiken, darunter 6 über Filme aus Generationkplus und Generation14plus sind in meinem shomingekiblog zu finden.