Die Hommage an Aparna Sen in dieser Ausgabe war für mich ein lang gehegter Wunsch. In den letzten 10-15 Jahren haben mich die Filme von Aparna Sen so intensiv beschäftigt, inspiriert und begeistert wie sonst nur die Filme von Terrence Malick und Anjan Dutt.

Ich hätte gerne mehr Texte über Aparna Sen von unterschiedlichen Autoren gehabt. Die vielen Texte, die ich über Aparna Sen für meinen englischen Blog geschrieben habe, sollten hier nicht einfach wiederverwertet werden. So sind es insgesamt vier Texte geworden, einer davon ist ein langes Interview mit Aparna Sen von Swapan Kumar Ghosh, auf das mich Herr Chandan Roy aufmerksam gemacht hat. Somit ist das gesamte Kapitel etwas vielfältiger geworden. Zwei lange Texte von mir über zwei ihrer schönsten Filme Mr. And Mrs. Iyer und The Japanese Wife sind bereits in den Print-Ausgaben von shomingeki ( Nr. 18 und 23) erschienen.

Aparna Sen wurde am 25. Oktober 1945 in Kolkata geboren. Ihre Familie stammt aus dem heutigen Bangladesh. Ihr Vater war Chidananda Dasguta, ein Filmemacher und lange Zeit einer der bekanntesten Filmkritiker Indiens. Ihre Mutter war Supriya Dasgupta, eine Kostümdesignerin. Ihre Schauspielkarriere begann bereits im Alter von 15 Jahren in dem Samapti-Kapitel von Teen Kanaya (Drei Töchter, 1961) von Satyajit Ray. Neben einigen Rollen in Filmen von Ray und anderen Autorenregisseuren des Bengalischen Kinos spielte sie auch in kommerziellen Filmen Bengalens und wurde ein Star. Ihr Regie-Debut war 1981 der Film 36 Chowringhee Lane. Bis heute hat sie 14 Filme fürs Kinos und einen Fernsehfilm inszeniert. Einen grossen Teil ihrer Popularität in Westbengalen sowie in Bangladesh erlangte sie auch mit der Frauenzeitschrift Sananda, die sie von 1986 bis 2005 herausgab.

Ich erinnere mich, dass mich schon 36 Chowringhee Lane beeindruckt hatte (den ich in einer schlechten deutschen Fassung im Fernsehen gesehen hatte). Das gilt auch für Yugant (Was das Meer sagt, 1995), der 1998 auf dem Filmfestival von Fribourg zu sehen war. Mein Interesse an ihren Filmen begann aber erst so richtig im Jahr 2005 bei der Begegnung mit Mr. And Mrs. Iyer (2002). Am Anfang mochte ich den Film überhaupt nicht, aber nach mehrmaligem Sehen und wenige Wochen später wurde Mr. And Mrs. Iyer ein Lieblingsfilm. Der Film hat nicht nur meine ermüdende Liebe zum Kino wieder aufgefrischt, sondern ist bis heute nach Ritwik Ghatak und Satyajit Ray der Grund meiner Faszination für das Indische Kino.

Empfehlen würde ich die vielen Interviews mit Aparna Sen, die im Internet zu finden sind. Sie ist auch eine wunderbare Erzählerin. Wäre ich ein Filmemacher, wüsste ich auch wem ich eine Folge der legendären französischen Serie Cinéastes de notre temps (Filmemacher unserer Zeit) widmen würde.

Einen Text, den ich besonders mag, ist die Besprechung von ihrem Kollegen, dem Filmemacher, Musiker und Schauspieler Anjan Dutt (der auch mehrmals als Darsteller in ihren Filmen mitwirkte) über Goynar Baksho (Die Schmucktruhe), „Goynar Baksho Decoded“.

Ein Buch, das ich verzweifelt versucht habe zu erwerben (das aber im Moment vergriffen ist), ist Paroma and other outsiders: The Cinema of Aparna Sen by Shoma A. Chatterjee, Parumita Publications 2002, ISBN 8187867-03-5. Meines Wissens scheint das Buch die einzige Monografie über Aparna Sen zu sein. Eine Liste mit all meinen Veröffentlichungen zu Aparna Sen findet sich in einem meiner blogs unter dem Titel Apropos Aparna Sen.

Die vier Texte sind nach der Chronologie ihrer Filmografie geordnet.

Rüdiger Tomczak

Der Weihnachtskuchen – Zu einer Szene aus 36 Chowringhee Lane

“Das ist kein Frauenbefreiungsfilm“ Interview von Swapan Kumar Ghosh zu Paroma

-Die Teehaus-Szene aus Mr. And Mrs. Iyer

Ghawre Bairey Aaj (Das Heim und die Welt heute)

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